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Dienstag, 24. März 2015

Nach Porto ist vor Porto

Wow, das war ein wenig ernüchternd. Mein gestriger Besuch beim Centro de Emprego do Porto zeigte mir mal wieder deutlich dass es Zugezogenen nicht wirklich leicht gemacht wird (also eher schwer) sich in die Gesellschaft zu "integrieren". Während der Sicherheitsbeamte wirklich sehr zuvorkommend war und mir zeigte wie ich mir das richtige Ticket abhole wollte/konnte die Frau hinter dem Schreibtisch überhaupt nicht mit mir reden. Eine ihrer Kolleginnen eilte herbei um die Situation zu entschärfen. Das half aber nur meiner Erkenntnis dass man keinen "ordentlichen" Job bekommt wenn man nicht Portugiesisch spricht. Ich solle in den Restaurants fragen, das war mir jetzt aber auch nicht neu.


Nachdem ich dann einen treudoofen Eindruck hinterlassen habe bin ich wieder rausgedackelt und war kurz ein wenig schockiert und habe mir vorgestellt wie es anderen ergeht die vielleicht auf einen Job angewiesen sind, in Porto festhängen aber kein oder kaum Portugiesisch sprechen.
Genug Trübsal geblasen, nach dieser Erfahrung war der Drang den Portwein, in den ich mich nach dem ersten Schluck verliebt habe (Warre's Otima), aufzutreiben noch größer.

Ich kenne mich jetzt schon ein wenig in Porto aus und muss sagen, dass da echt viel Platz ist, ja ich habe sogar beinahe das Gefühl dass die Stadt ein wenig überdimensioniert ist. Alles, bis auf ein paar Ecken, relativ bis unglaublich sauber. Ich vermute das es daran liegt dass es den Bewohnern von Porto wichtig ist da sich viele von ihnen draußen rumtreiben und viele der Vielen dabei viel Sport treiben. Bei dem Wetter kann man ihnen das nicht mal verübeln, aber reicht das als Grund so viele auf die Straße zu schicken die aufräumen?
Ich kenne die Geschichte des Abfalls in Porto nicht, aber wenn jemand da Näheres weiß würde ich gern mehr wissen!

Eigentlich war ich auf der Suche nach meinem Portwein, aber nach meinen stundenlangen Erkundungen bin ich nicht fündig geworden.
Stattdessen war ich in einem sehr guten Restaurant, dem Restaurante O Chanquinhas. Hier gibt es traditionelle portugiesische Küche mit nettem Personal und einem etwas barockem Ambiente. Nachdem man meiner naktfüssigen Person den Zugang gewährte wurden ich in einer Mischung aus Portugiesisch, Englisch und Deutsch beraten. Ich habe mich tatsächlich dazu breitschlagen lassen etwas zu bestellen was im Meer aufgewachsen ist. Davor gab es jedoch eine ausgezeichnete Caldo Verde und davor gab es noch broa de Avintes, absolut leckeres portugiesisches Brot. Bei der Weinauswahl wäre ich jedoch etwas vorsichtig.
Fazit: Ein Gang reicht da alles viel zu lecker ist.

Nach einer Flasche des "lokalen" Rotweins war der Tag auch eigentlich gelaufen und das Ende meiner Stippvisite steht kurz bevor.

Es ist mittlerweile einer neuer, der heutige, Tag angebrochen und - das habe ich noch gar nicht erzählt - ich habe immer noch kein Frango (aka Hühnchen) gegessen. Seit meiner Kindheit spukt die Erinnerung von unglaublich einfachen, aber ebenso leckerem gegrillten Hähnchen in meinem Kopf rum. Als ich vor 2 Jahren auf den Azoren war habe ich vergeblich nach einem der urtypischen Hähnchengrillern gesucht und bin bis heute, kurz vor meiner Abreise, noch nicht fündig geworden. Nachdem ich nun schon an der 5. Bushaltestelle Richtung Flughafen vorbei gelaufen bin hat mich mein Mut beinahe verlassen und es war der Zufall (und vielleicht auch der Geruch nach gegrilltem Hähnchen) der mich an einem kleinen Restaurant vorbei führte. Als ich reinguckte sah ich viele Leute und noch viel mehr gedeckte Tische.
Da ich meinen Flug bekommen musste war ich kurz Böse auf mein Schicksal da ich mir keinen langgezogenen Aufenthalt in einem Restaurant leisten konnte, ein weiterer Blick jedoch verriet dass die Leute die hier Essen wegen des Grillhähnchens hier sind und das man es sogar mitnehmen kann. Mit meinem gebrochenen Portugiesisch konnte ich dem Typen hinter der Theke klar machen dass ich Hähnchen will, schnell und zum mitnehmen. Ich wusch mir die Hände voller Vorfreude an dem Waschbecken vor der Theke, beantwortete noch ein/zwei Fragen bezüglich der Zubereitung meiner Hähnchenhälfte, bezahlte den besagten Betrag passend (ja, da bin ich etwas stolz auf mich dass ich verstanden habe) und taperte fröhlich, wie ein Kind das gerade eine Wiener vom Schlachter bekommen hat, aus dem Restaurant.
Die nächsten Szenen erinnern ein wenig an Szenen aus Conan und die Leute die mir entgegenkamen haben vermutlich gedacht dass es sich bei meiner Person um einen Landstreicher handelt aber ich hatte, wenn auch keinen Job, ein astreines portugiesisches Grillhähnchen (nicht vergleichbar mit KFC oder den Grillhähnchen die man hier in Hamburg bekommt). Ich weiß sogar noch wo der Laden ist!

Die Zeit hat auf die Sekunde gereicht um nach dem Essen eine Kippe zu rauchen bevor der Bus Richtung Flughafen kam - man muss dazu sagen dass die Busse tatsächlich eher zu pünktlich kommen als ein wenig unpünktlich.
Mir war schon ein wenig melancholisch zumute als ich mir vorstellte wieder in das eisige Hamburg zurück zu kehren. Das Gefühl wurde dann noch stärker als ich mich noch 1 Stunde vor dem Flughafen rumgetrieben habe um die Sonne zu genießen.

Bwah, ok, Security-Check war kurz und schmerzlos aber der Duty-Free-Shop hatte nun auch das wonach ich schon von Anfang an der Reise aus war. Warre's Otima Portwein - da habe ich direkt mal 3 Flaschen eingesteckt!

Ich würde gerne von einem Happy End sprechen wenn da nicht heute die Maschine von Germanwings in die französischen Alpen geflogen wäre. Bei Ryanair wird nach jeder erfolgreichen Landung geklatscht und für mich fühlt sich diese Situation noch ein wenig absurd an. Anscheinend ist man sich aber beim Fliegen über das Risiko bewusst. Am meisten tun mir allerdings die Kinder leid deren Leben noch in den Anfängen stand und von denen sich die meisten wahrscheinlich eben nicht des Risikos bewusst waren.

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