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Bin da und der nächste Artikel ist in Arbeit!

Mittwoch, 20. Mai 2015

Tag X+14 - Urrwaarr

Wo war ich und wo bin ich? Also ich war die letzten 13 Tage in Frankreich. Über die ersten 7 Tage habe ich bereits berichtet und ich bin froh, also richtig Glücklich - man sagen - dass mein Fahrrad tut.

Ich saß wie so oft vor einem InterMarche und schrieb so an dem letzten Eintrag und plötzlich sprach mich eine nette junge Dame an.
Also nicht was man jetzt denken könnte, sie sah mein Fahrrad und mich vor einem geschlossenen InterMarche um mein Laptop gekrümmt und vermutete dass ich mich verfahren habe.

Es gibt unglaublich nette Menschen auf dieser Welt und auf dieser Reise habe ich unverhältnismäßig viele davon getroffen.

Wir unterhielten uns geschlagene 1,5 Stunden und habe 2 bis 3 Lebensgeschichten gehört. Mir wurde angeboten dass ich im Garten schlafen kann, dass meine Sachen transportiert werden und Süßigkeiten...
Die Zeiten in denen ich auf meine Eltern gehört habe sind ja zum Glück vorbei, also stand ich gedanklich schon mit meinem Zelt in ihrem Garten. Gedanklich...

Bevor ich jetzt weiter schreibe muss ich kurz Anmerken dass ich, oder mein Gehirn manchmal etwas seltsam funktionierten.

Sie gab mir eine Wegbeschreibung und ich hab aus 3 hinreichenden Bedingungen 2 notwendige gemacht. Ich bin trotzdem dran vorbeigefahren - wenn man sehr hügelige Landschaften abfährt dreht man ungern um und fährt 5km zurück - und als ich wieder Empfang hatte meldete ich mich telefonisch ab.
So fuhr ich dann weiter... und weiter... und... ich kam einfach an keiner "ordentlichen" Schlafmöglichkeit mehr vorbei. Ich machte kurz Rast an einer entsprechenden Stätte / Parkplatz und spielte kurzzeitig mit dem Gedanken dort zu pennen... das Wetter war gut, die Straße nicht ganz so stark frequentiert und ich hatte ein gutes Maß an innere Unruhe. Ich fuhr weiter, so bis um 23 Uhr, ärgerte mich dass ich vor 5 Stunden nicht umgekehrt bin und fuhr einen Campingplatz an der in einem beschissenen Tal lag. "Wehe wenn der Knast zu hat!" dachte ich mir auf der Abfahrt, die ansonsten sehr schön war.





Natürlich war der Campingplatz noch nicht offen, aber um 23 Uhr - der Körper ist müde und es ist stockfinster - ist man auch mit einer "außerordentlichen" Schlafmöglichkeit sehr glücklich. Ich schrieb dann noch - sehr gewissenhaft - einen freundlichen Brief an den Besitzer, klebte ihn an die Tür der geschlossenen Rezeption und stürzte mich auf's ungemähte Grün. Während ich das Zelt aufbaute fuhr Ichweissnichtwer über den Platz und mir rutschte ganz kurz das Herz in die Hose. Ichweissnichtwer war aber auch alles scheiss egal und verkroch sich schnurstracks in sein Bungalow.
Morgens habe ich dann die sanitären Anlagen ausprobiert und siehe da, alles funktioniert - Duschen FTW! Dann bin ich zur immer noch geschlossenen Rezeption, habe den Zettel entfernt und bin abgehauen.

Der nächste Campingplatz war fast ähnlich günstig und die Besitzerin zwar absolut Nett/Zuvorkommend (sie gab mir Brot und dieses fr. Leberwurstgelöt) aber auch ungefähr genauso besoffen. Wir unterhielten uns kurz in ihrem Kabuff - nebenan versuchte ihr Mann zu pennen - und schon wieder wurde mir eine Lebensgeschichte erzählt.

Ich stelle gerade fest dass ich zu faul bin um auf der Karte nachzusehen wo genau mir das alles passiert ist, daher nenne ich jetzt einfach mal keine Namen.

Ach ja... Arbeit... fuck ey! Die Karte ist in irgendeiner Tasche vergraben und ich geh' höchstens noch zum Klo! Also 2 Tage Hotel - IRGENDWO - mit sau langsamem Internet und Arbeit. War toll! Jetzt muss ich aber weiter und habe die letzten 300km (in Frankreich) Richtung Bayonne in Angriff genommen.



Sonntag (the official McDonalds Day: Wasser, Fleisch, Zucker, Kaffee, Klo), 120km gefahren, 30-40km davon in diesem Meganadelholzwald mit den langen, und ebenso geraden wie ebenen Straßen auf denen man die Zeit vergisst, ging mir dann irgendwann das Wasser aus und ich suchte wieder einen Campingplatz. Laut meines Campingführers sollte es da irgendwo einen geben und ich fahre eigentlich immer so lange weiter bis ich irgendwo ankomme.
Angekommen an einer Waldlichtung mit Klos und "Duschen" parkte ich mein Fahrrad und freute mich über eine günstige Schlafmöglichkeit (aka geschlossener Campingplatz). Schnell Haare gewaschen weil es wie blöde zu kribbeln angefangen hat und ab ins Zelt. In diesem Wald wird gejagt und Frösche gezüchtet.
Am nächsten Morgen musste ich dann doch für die Übernachtung zahlen, mit meinem BLUT! Dunkle Wolken bestehend aus gefrässigen Mini-Mücken fielen über mich her wie ich derzeit über Süssigkeiten.
In Rekordzeit packte ich zusammen, begriff woher das kribbeln am Vorabend kam und flüchtete von diesem Campingplatz.

Dieser Wald ist groß, die einzigen Momente die man hat, hat man wenn der LKW-Fahrer hinter dir hupt um die Straße frei zu machen. So fuhr ich diesmal gute 130km mit einem einzigen Ziel: Bayonne, Bayonne, Bayonne, Bayonne, ...

Nach etwa 120km konnte ich ab und zu das Meerwasser riechen und das beflügelte mich weiter zu fahren: Bayonne, Bayonne, Bayonne, Bayonne, ...

Etwa 1km vor Bayonne hab ich dann doch halt in einer Billighotelkette gemacht und leckte mir meine Wunden, Bisse oder Stiche und guckte ohne Reue Youtube-Videos!



Heute habe ich dann in Frankreich noch die 15.000 Hm vollgemacht, mit einem Engländer, der Richtung Heimat unterwegs ist, gefachsimpelt und bin dann, in der ersten spanischen Stadt (Errenteria) auf der mich die eine Hauptverkehrsstraße ausgespuckt hat, beinahe wahnsinnig geworden. Oh was habe ich geflucht über den Idioten der sich dieses Straßennetz ausgedacht hat. Also wenn ich mal richtig Hass auf die Menschheit habe werde ich auch Straßenplaner.

So, nach dem ich hier in Spanien etwa 1.500 Hm gemacht habe bin ich auf dem Monte Igeldo auf der Suche nach einem Hotel - Schoooon wieder?! Ja es regnet (stark) und ich bin super entnervt von dieser Stadt Errenteria. Ich brauch 'ne Dusche und'n Bett!

Also eigentlich hätte ich auch einen Campingplatz aufgesucht, aber mir war mittlerweile alles so scheiss egal dass ich das Erstbeste genommen habe. Das erste Hotel war ausgebucht und ich bin weiter den Berg hochgefahren und - Lucky Me! - ich treffe schon wieder so einen unglaublich netten Menschen...
Ich darf gar nicht sagen was sie alles nettes gemacht hat da sie sonst vielleicht Probleme mit dem Hotelbesitzer bekommt, ... oder sie ist die Hotelbesitzerin... egal. Ich habe einen malerischen Ausblick.

Mittwoch, 13. Mai 2015

Tag X+7 - Frankreich, ein auf und ab wie beim Kniebeugen.

Es ist Dienstag Nachmittag.

Etwas benommen stehe ich in Neuenburg vor der Brücke die über Rhein nach Frankreich führt und gehe noch mal alle vermeintlich lebensnotwendigen Phrasen durch. Aus meinem Kopf qualmt es und als ich mit der Zigarette fertig bin setzte ich mich auf mein Rad und uns beide in Bewegung.

Gerade an dem Schild vorbei welches den Autofahrern angibt wie schnell sie in Frankreich fahren dürfen (die Farbe hätten sie sich ehrlich gesagt auch sparen können) rieselten auch schon die ersten Tropfen auf mich herab. Es war fast so als wolle mir Frankreich damit was sagen und ich bin ein wenig amüsiert.
Ich fahre Richtung Mulhouse was mich weniger amüsierte da anscheinend die natürliche Abwehrreaktion des französischen Immunsystems ist, Fremdkörper mit heftigem Gegenwind wieder aus dem Land zu pusten.

Ich spiele mit dem Gedanken der Fessenheim ein Besuch abzustatten, besonn mich dann aber auf meinen Treueschwur mit der Biblis und setze meinen Weg fort. Wer will schon was mit 2 Kernkraftwerken anfangen, die bringen einem ja irgendwann mehr Kummer als Spaß (nehmt euch das zu Herzen ihr Kernkraftwerksfreier™).

Direkt durch den Wald und einmal im Kreis.

Mein Ziel heute Besançon zu erreichen war etwas hoch gesteckt, denn aus irgendeinem Grund performe ich nicht so gut, bringe kaum PS auf die Straße und verdiene mir weder Hummer noch Champagner (kleiner Insider, sorry).
Ich schaffe es bis kurz nach Mulhouse und freu mich blöd als ich um 20 Uhr an einem Campingplatz vorbeikomme.



Ich baue alles auf, spanne sogar die Wäscheleine, geh duschen und stelle danach fest dass ein Generator 10m von meinem Zelt fröhlich angefangen hat sein Geschäft zu verrichten. Nichts was ein Paar Ohrstöpsel nicht wegdämpfen können denkt sich mein Gehirn und mein müder Körper erhob keinen Widerspruch.
Es war zu laut und meine Nacht nicht lang.


Die nächsten 2 Tage quäle ich mich durch die hügellige fr. Landschaft, freunde mich mit den Schildern sowie meiner neuen Karte an und breche hier und da ein paar Verkehrsregeln bis ich endlich in Besançon ankomme.
Ich nehme mir ein Zimmer in einem erstklassigen **-Hotel für günstige 70EUR und da mir am morgen mein Ständer abgebrochen ist erkundige ich mich nach einem Fahrradladen. Ich habe natürlich wieder vergessen dass morgen Feiertag ist und eile zu dem mir vorgeschlagenen Fahrradladen. Der aber hat bereits geschlossen; für immer. "Kein Beinbruch" denke ich mir und eilte wieder in die Stadt um einzukaufen da ich morgen weiterfahren will.
Am Abend teile ich dann meinen Kummer über den gebrochenen Ständer und gucke viel zu lange Youtube-Videos - wieder eine kurze Nacht.

Viel zu müde fahre ich an diesem Feiertag weiter. Ich bin schon fast aus Besançon raus da komme ich an einem kleinen Fahrradladen vorbei der auch noch offen und einen geeigneten Ständer hat. Später helfe ich auf dem Weg einem alten Ehepaar mit Werkzeug aus und miete mir schon um 16/17 Uhr ein Bungalow auf einem Campingplatz den mir das Paar empfohlen hat.
Ich schlafe bis um 20 Uhr, esse 'ne Pizza bei einem schwimmenden Pizzalieferdienst und gehe wieder pennen.



Ausgeschlafen mache ich mich den nächsten Tag auf den Weg und fahre auf der EuroVelo 6 tatsächlich mal wieder 100km bis nach Chalon-sur-Saône.
Der Tag auf der EV6 hat mir soviel Spaß gemacht dass ich überlege ihr bis nach Nantes zu folgen und am Atlantik runterzufahren. Das wären dann etwa 800km mehr.



Die Saône hatte gerade Hochwasser und an ein paar Stellen ist der Weg sehr matschig. Dieser Matsch ist schlimmer als bei Gegenwind bergaufzufahren. Das scheiss Zeug treibt sich zwischen Mantel und Schutzblech und bremst so gnadenlos dass man es sofort wieder loswerden will. Dazu kann man entweder die Laufräder ausbauen oder man verbraucht Unmengen an wertvollem Trinkwasser um alles sauberzumachen. Beides nicht so geil also entschliesse ich mich dazu meine geplante Route wieder aufzunehmen.


Jedoch nahm ich mir davor wieder ein Zimmer in einem Hotel das fast so günstig ist wie das Bungalow, und das obwohl ich mit der netten Dame an der Rezeption nur französisch sprechen konnte, bzw. sie konnte, ich immer noch nicht so richtig.

Eingedeckt mit 2 extra Litern Wasser, Schokobrötchen, Rosinenschnecken, meiner speziellen Nussmischung und noch weiteren 3 chunkigen KitKats breche ich mit meiner 2 Regel.
Die toten Katzen, Igel, Vögel, Frösche gehören für mich schon fast so auf die gemeine fr. Landstraße wie die an einem vorbeirasenden PKW und LKW. Nur das die Hügel, das ganze hoch- und runterfahren nicht aufhört, obwohl es laut Google tendenziell eher nur bergabgehen sollte, zerrte mehr und mehr an meinen Nerven.


Nach ungefähr 90km geht mir dann auch das Wasser aus und ich beende meine heutige Tour an dem bisher schönsten Campingplatz auf dem ich jemals war. Weit und breit keine Menschen und drei einsame Wohnmobile stehen auf einem Chateau in einem lichten Wald hinter einem Schlösschen (es war eine Mischung aus großer Villa und einem kleinen Schloss). Auf der Suche nach der Rezeption fahre ich etwa 3 mal an diesem vorbei bis ich bemerke dass es sich dabei um die Rezeption handelt. Hinter dem Wald ein kleines unbeaufsichtigtes aber überdachtes Schwimmbad, ein Platz zum Bogenschiessen und einer zum Basketball spielen. Dahinter dann noch 3 Seen.



Ich nehme mir fest vor am nächsten morgen Schwimmen zu gehen aber wie so viele Pläne diese Tage werfe ich auch diesen wieder über den Haufen und entscheide mich weiter zu fahren.



Wieder nur Hügel rauf und runter und nach knapp 90km will ich mir nur noch Soße aus Schweiß, Bepanthen, Insekten und Sonnenschutzmilch runterduschen und fahre den nächsten Campingplatz an.
Der Campingplatz hat geschlossen und ich spiele kurz mit dem Gedanken einzubrechen, fahre dann aber widerwillig weiter bis ich bei gut 90km die 10.000 Höhenmetermarke knacke und einen Campingplatz gefunden habe. Hier treffe ich ein älteres belgisches Paar das genauso wie ich endlich Rast machen will und die Rezeption auf diesem sehr überschaubaren 100 m^2 Campingplatz sucht.

Es gab keine. Also haben wir uns einfach hingestellt und 10 Minuten später kam die Rezeption zu uns.

An meinem siebten Tag fahre ich bergab, ich trauere fast ein wenig um die Höhe die ich gerade verliere (ich weiss dass ich sie irgendwann wieder gutmachen muss) komme durch Moulins, kann mein mobiles Internet endlich wieder aufladen und mir 2 Landkarten (1:150.000) kaufen.
In der viel zu langen Mittagspause plane ich meine Strecke für die nächsten Tage, fahre um etwa 15:30 Uhr weiter und schaffe es mit Ach und Krach noch nach Gouzon. Hier bekomme ich für schlappe 35 EUR ein Zimmer mit WiFi (um dass ich ein wenig kämpfen muss) und meine fast vergessene Hausstauballergie schlägt nach langer Zeit mal wieder richtig zu.



Egal, ich konnte duschen, hatte Trinkwasser und 'ne Klobrille an meiner Toiletteschüssel, wie geil!?
Flo

Dienstag, 5. Mai 2015

Tag X: Die Ruhe vor dem Sturm

Am Montag: Bin gerade richtig Fertig. Heute hab ich mal offiziell von den Leuten in der Fahrradwerkstatt verabschiedet die mir die letzte Woche echt viel beigebracht haben. Bin also einmal von Steinenstadt nach und durch Freiburg und wieder zurück gefahren.
Nach gut 9 Tagen Steinenstadt, Fahrradbasteln in Freiburg, Tanz in den Mai im El.Pi und anderen kleinen Abenteuern kenne ich Freiburg und Müllheim jetzt schon ganz gut.

In Steinenstadt habe ich bei Freunden meiner Eltern gelebt, wurde mit Unmengen von Spargel gemästet und hatte sehr viel Zeit um mich zu erholen.

Nun ist es Dienstag, meine Sachen sind gepackt, meine finanzielle Situation ist vorerst geklärt und ich habe Platz in meinem Kopf um ein wenig Französisch zu lernen. Ich hoffe ich habe mich jetzt von genug Kram verabschiedet und alles Nötige am Fahrrad verbessert/optimiert, so dass ich in Frankreich und besonders Spanien nicht zu sehr unter den mehreren 10 Tausenden von Höhenmetern leiden muss die vor mir liegen.

Bei meiner Pilgerroute habe ich mich für den Küstenweg entschieden der zwar etwas länger und hügeliger ist, aber dafür einfacher und bequemer. Es gibt mehr Campingplätze und Möglichkeiten etwas zu essen. Da ich meine Campingkochausrüstung nun nicht mehr dabei habe ist mir dies ein bisschen wichtig.

Ich denke dass ich in Frankreich und Spanien nicht so oft in den Blog schreiben werde wie in Deutschland, hoffe aber dass ich nach jeweils etwa 1.000km eine schöne Zusammenfassung posten kann.

In Deutschland bin ich etwa 6.600 Höhenmeter und 1.450km gefahren, mir sind 3 Speichen gerissen, habe 2 Mäntel und 2 Schläuche vernichtet, 4 Bremsbeläge runtergefahren, 1 Unterhose durchgeschubbert, 1 Portion Seba-Med Haar- & Duschgel verbraucht, eine Tube Zahnpaste verputzt, eine Kette, ein Ritzel und ein Kettenblatt zerfahren und meine Handy-Rechnung beträgt satte 44 Euro.

Ich hatte unglaubliches Glück und nun bin ich Aufgeregt und habe Angst vor all den Hürden und (Sprach-)Barrieren die vor mir liegen. Es gibt keinen anderen Weg für mich als jetzt einfach aufzubrechen und die Wirklichkeit kennenzulernen.

Bis dann!
Flo