Ich saß wie so oft vor einem InterMarche und schrieb so an dem letzten Eintrag und plötzlich sprach mich eine nette junge Dame an.
Also nicht was man jetzt denken könnte, sie sah mein Fahrrad und mich vor einem geschlossenen InterMarche um mein Laptop gekrümmt und vermutete dass ich mich verfahren habe.
Es gibt unglaublich nette Menschen auf dieser Welt und auf dieser Reise habe ich unverhältnismäßig viele davon getroffen.
Wir unterhielten uns geschlagene 1,5 Stunden und habe 2 bis 3 Lebensgeschichten gehört. Mir wurde angeboten dass ich im Garten schlafen kann, dass meine Sachen transportiert werden und Süßigkeiten...
Die Zeiten in denen ich auf meine Eltern gehört habe sind ja zum Glück vorbei, also stand ich gedanklich schon mit meinem Zelt in ihrem Garten. Gedanklich...
Bevor ich jetzt weiter schreibe muss ich kurz Anmerken dass ich, oder mein Gehirn manchmal etwas seltsam funktionierten.
Sie gab mir eine Wegbeschreibung und ich hab aus 3 hinreichenden Bedingungen 2 notwendige gemacht. Ich bin trotzdem dran vorbeigefahren - wenn man sehr hügelige Landschaften abfährt dreht man ungern um und fährt 5km zurück - und als ich wieder Empfang hatte meldete ich mich telefonisch ab.
So fuhr ich dann weiter... und weiter... und... ich kam einfach an keiner "ordentlichen" Schlafmöglichkeit mehr vorbei. Ich machte kurz Rast an einer entsprechenden Stätte / Parkplatz und spielte kurzzeitig mit dem Gedanken dort zu pennen... das Wetter war gut, die Straße nicht ganz so stark frequentiert und ich hatte ein gutes Maß an innere Unruhe. Ich fuhr weiter, so bis um 23 Uhr, ärgerte mich dass ich vor 5 Stunden nicht umgekehrt bin und fuhr einen Campingplatz an der in einem beschissenen Tal lag. "Wehe wenn der Knast zu hat!" dachte ich mir auf der Abfahrt, die ansonsten sehr schön war.
Natürlich war der Campingplatz noch nicht offen, aber um 23 Uhr - der Körper ist müde und es ist stockfinster - ist man auch mit einer "außerordentlichen" Schlafmöglichkeit sehr glücklich. Ich schrieb dann noch - sehr gewissenhaft - einen freundlichen Brief an den Besitzer, klebte ihn an die Tür der geschlossenen Rezeption und stürzte mich auf's ungemähte Grün. Während ich das Zelt aufbaute fuhr Ichweissnichtwer über den Platz und mir rutschte ganz kurz das Herz in die Hose. Ichweissnichtwer war aber auch alles scheiss egal und verkroch sich schnurstracks in sein Bungalow.
Morgens habe ich dann die sanitären Anlagen ausprobiert und siehe da, alles funktioniert - Duschen FTW! Dann bin ich zur immer noch geschlossenen Rezeption, habe den Zettel entfernt und bin abgehauen.
Der nächste Campingplatz war fast ähnlich günstig und die Besitzerin zwar absolut Nett/Zuvorkommend (sie gab mir Brot und dieses fr. Leberwurstgelöt) aber auch ungefähr genauso besoffen. Wir unterhielten uns kurz in ihrem Kabuff - nebenan versuchte ihr Mann zu pennen - und schon wieder wurde mir eine Lebensgeschichte erzählt.
Ach ja... Arbeit... fuck ey! Die Karte ist in irgendeiner Tasche vergraben und ich geh' höchstens noch zum Klo! Also 2 Tage Hotel - IRGENDWO - mit sau langsamem Internet und Arbeit. War toll! Jetzt muss ich aber weiter und habe die letzten 300km (in Frankreich) Richtung Bayonne in Angriff genommen.
Sonntag (the official McDonalds Day: Wasser, Fleisch, Zucker, Kaffee, Klo), 120km gefahren, 30-40km davon in diesem Meganadelholzwald mit den langen, und ebenso geraden wie ebenen Straßen auf denen man die Zeit vergisst, ging mir dann irgendwann das Wasser aus und ich suchte wieder einen Campingplatz. Laut meines Campingführers sollte es da irgendwo einen geben und ich fahre eigentlich immer so lange weiter bis ich irgendwo ankomme.
Angekommen an einer Waldlichtung mit Klos und "Duschen" parkte ich mein Fahrrad und freute mich über eine günstige Schlafmöglichkeit (aka geschlossener Campingplatz). Schnell Haare gewaschen weil es wie blöde zu kribbeln angefangen hat und ab ins Zelt. In diesem Wald wird gejagt und Frösche gezüchtet.
Am nächsten Morgen musste ich dann doch für die Übernachtung zahlen, mit meinem BLUT! Dunkle Wolken bestehend aus gefrässigen Mini-Mücken fielen über mich her wie ich derzeit über Süssigkeiten.
In Rekordzeit packte ich zusammen, begriff woher das kribbeln am Vorabend kam und flüchtete von diesem Campingplatz.
Dieser Wald ist groß, die einzigen Momente die man hat, hat man wenn der LKW-Fahrer hinter dir hupt um die Straße frei zu machen. So fuhr ich diesmal gute 130km mit einem einzigen Ziel: Bayonne, Bayonne, Bayonne, Bayonne, ...
Etwa 1km vor Bayonne hab ich dann doch halt in einer Billighotelkette gemacht und leckte mir meine Wunden, Bisse oder Stiche und guckte ohne Reue Youtube-Videos!
Heute habe ich dann in Frankreich noch die 15.000 Hm vollgemacht, mit einem Engländer, der Richtung Heimat unterwegs ist, gefachsimpelt und bin dann, in der ersten spanischen Stadt (Errenteria) auf der mich die eine Hauptverkehrsstraße ausgespuckt hat, beinahe wahnsinnig geworden. Oh was habe ich geflucht über den Idioten der sich dieses Straßennetz ausgedacht hat. Also wenn ich mal richtig Hass auf die Menschheit habe werde ich auch Straßenplaner.
So, nach dem ich hier in Spanien etwa 1.500 Hm gemacht habe bin ich auf dem Monte Igeldo auf der Suche nach einem Hotel - Schoooon wieder?! Ja es regnet (stark) und ich bin super entnervt von dieser Stadt Errenteria. Ich brauch 'ne Dusche und'n Bett!
Also eigentlich hätte ich auch einen Campingplatz aufgesucht, aber mir war mittlerweile alles so scheiss egal dass ich das Erstbeste genommen habe. Das erste Hotel war ausgebucht und ich bin weiter den Berg hochgefahren und - Lucky Me! - ich treffe schon wieder so einen unglaublich netten Menschen...
Ich darf gar nicht sagen was sie alles nettes gemacht hat da sie sonst vielleicht Probleme mit dem Hotelbesitzer bekommt, ... oder sie ist die Hotelbesitzerin... egal. Ich habe einen malerischen Ausblick.