Status

Bin da und der nächste Artikel ist in Arbeit!

Mittwoch, 13. Mai 2015

Tag X+7 - Frankreich, ein auf und ab wie beim Kniebeugen.

Es ist Dienstag Nachmittag.

Etwas benommen stehe ich in Neuenburg vor der Brücke die über Rhein nach Frankreich führt und gehe noch mal alle vermeintlich lebensnotwendigen Phrasen durch. Aus meinem Kopf qualmt es und als ich mit der Zigarette fertig bin setzte ich mich auf mein Rad und uns beide in Bewegung.

Gerade an dem Schild vorbei welches den Autofahrern angibt wie schnell sie in Frankreich fahren dürfen (die Farbe hätten sie sich ehrlich gesagt auch sparen können) rieselten auch schon die ersten Tropfen auf mich herab. Es war fast so als wolle mir Frankreich damit was sagen und ich bin ein wenig amüsiert.
Ich fahre Richtung Mulhouse was mich weniger amüsierte da anscheinend die natürliche Abwehrreaktion des französischen Immunsystems ist, Fremdkörper mit heftigem Gegenwind wieder aus dem Land zu pusten.

Ich spiele mit dem Gedanken der Fessenheim ein Besuch abzustatten, besonn mich dann aber auf meinen Treueschwur mit der Biblis und setze meinen Weg fort. Wer will schon was mit 2 Kernkraftwerken anfangen, die bringen einem ja irgendwann mehr Kummer als Spaß (nehmt euch das zu Herzen ihr Kernkraftwerksfreier™).

Direkt durch den Wald und einmal im Kreis.

Mein Ziel heute Besançon zu erreichen war etwas hoch gesteckt, denn aus irgendeinem Grund performe ich nicht so gut, bringe kaum PS auf die Straße und verdiene mir weder Hummer noch Champagner (kleiner Insider, sorry).
Ich schaffe es bis kurz nach Mulhouse und freu mich blöd als ich um 20 Uhr an einem Campingplatz vorbeikomme.



Ich baue alles auf, spanne sogar die Wäscheleine, geh duschen und stelle danach fest dass ein Generator 10m von meinem Zelt fröhlich angefangen hat sein Geschäft zu verrichten. Nichts was ein Paar Ohrstöpsel nicht wegdämpfen können denkt sich mein Gehirn und mein müder Körper erhob keinen Widerspruch.
Es war zu laut und meine Nacht nicht lang.


Die nächsten 2 Tage quäle ich mich durch die hügellige fr. Landschaft, freunde mich mit den Schildern sowie meiner neuen Karte an und breche hier und da ein paar Verkehrsregeln bis ich endlich in Besançon ankomme.
Ich nehme mir ein Zimmer in einem erstklassigen **-Hotel für günstige 70EUR und da mir am morgen mein Ständer abgebrochen ist erkundige ich mich nach einem Fahrradladen. Ich habe natürlich wieder vergessen dass morgen Feiertag ist und eile zu dem mir vorgeschlagenen Fahrradladen. Der aber hat bereits geschlossen; für immer. "Kein Beinbruch" denke ich mir und eilte wieder in die Stadt um einzukaufen da ich morgen weiterfahren will.
Am Abend teile ich dann meinen Kummer über den gebrochenen Ständer und gucke viel zu lange Youtube-Videos - wieder eine kurze Nacht.

Viel zu müde fahre ich an diesem Feiertag weiter. Ich bin schon fast aus Besançon raus da komme ich an einem kleinen Fahrradladen vorbei der auch noch offen und einen geeigneten Ständer hat. Später helfe ich auf dem Weg einem alten Ehepaar mit Werkzeug aus und miete mir schon um 16/17 Uhr ein Bungalow auf einem Campingplatz den mir das Paar empfohlen hat.
Ich schlafe bis um 20 Uhr, esse 'ne Pizza bei einem schwimmenden Pizzalieferdienst und gehe wieder pennen.



Ausgeschlafen mache ich mich den nächsten Tag auf den Weg und fahre auf der EuroVelo 6 tatsächlich mal wieder 100km bis nach Chalon-sur-Saône.
Der Tag auf der EV6 hat mir soviel Spaß gemacht dass ich überlege ihr bis nach Nantes zu folgen und am Atlantik runterzufahren. Das wären dann etwa 800km mehr.



Die Saône hatte gerade Hochwasser und an ein paar Stellen ist der Weg sehr matschig. Dieser Matsch ist schlimmer als bei Gegenwind bergaufzufahren. Das scheiss Zeug treibt sich zwischen Mantel und Schutzblech und bremst so gnadenlos dass man es sofort wieder loswerden will. Dazu kann man entweder die Laufräder ausbauen oder man verbraucht Unmengen an wertvollem Trinkwasser um alles sauberzumachen. Beides nicht so geil also entschliesse ich mich dazu meine geplante Route wieder aufzunehmen.


Jedoch nahm ich mir davor wieder ein Zimmer in einem Hotel das fast so günstig ist wie das Bungalow, und das obwohl ich mit der netten Dame an der Rezeption nur französisch sprechen konnte, bzw. sie konnte, ich immer noch nicht so richtig.

Eingedeckt mit 2 extra Litern Wasser, Schokobrötchen, Rosinenschnecken, meiner speziellen Nussmischung und noch weiteren 3 chunkigen KitKats breche ich mit meiner 2 Regel.
Die toten Katzen, Igel, Vögel, Frösche gehören für mich schon fast so auf die gemeine fr. Landstraße wie die an einem vorbeirasenden PKW und LKW. Nur das die Hügel, das ganze hoch- und runterfahren nicht aufhört, obwohl es laut Google tendenziell eher nur bergabgehen sollte, zerrte mehr und mehr an meinen Nerven.


Nach ungefähr 90km geht mir dann auch das Wasser aus und ich beende meine heutige Tour an dem bisher schönsten Campingplatz auf dem ich jemals war. Weit und breit keine Menschen und drei einsame Wohnmobile stehen auf einem Chateau in einem lichten Wald hinter einem Schlösschen (es war eine Mischung aus großer Villa und einem kleinen Schloss). Auf der Suche nach der Rezeption fahre ich etwa 3 mal an diesem vorbei bis ich bemerke dass es sich dabei um die Rezeption handelt. Hinter dem Wald ein kleines unbeaufsichtigtes aber überdachtes Schwimmbad, ein Platz zum Bogenschiessen und einer zum Basketball spielen. Dahinter dann noch 3 Seen.



Ich nehme mir fest vor am nächsten morgen Schwimmen zu gehen aber wie so viele Pläne diese Tage werfe ich auch diesen wieder über den Haufen und entscheide mich weiter zu fahren.



Wieder nur Hügel rauf und runter und nach knapp 90km will ich mir nur noch Soße aus Schweiß, Bepanthen, Insekten und Sonnenschutzmilch runterduschen und fahre den nächsten Campingplatz an.
Der Campingplatz hat geschlossen und ich spiele kurz mit dem Gedanken einzubrechen, fahre dann aber widerwillig weiter bis ich bei gut 90km die 10.000 Höhenmetermarke knacke und einen Campingplatz gefunden habe. Hier treffe ich ein älteres belgisches Paar das genauso wie ich endlich Rast machen will und die Rezeption auf diesem sehr überschaubaren 100 m^2 Campingplatz sucht.

Es gab keine. Also haben wir uns einfach hingestellt und 10 Minuten später kam die Rezeption zu uns.

An meinem siebten Tag fahre ich bergab, ich trauere fast ein wenig um die Höhe die ich gerade verliere (ich weiss dass ich sie irgendwann wieder gutmachen muss) komme durch Moulins, kann mein mobiles Internet endlich wieder aufladen und mir 2 Landkarten (1:150.000) kaufen.
In der viel zu langen Mittagspause plane ich meine Strecke für die nächsten Tage, fahre um etwa 15:30 Uhr weiter und schaffe es mit Ach und Krach noch nach Gouzon. Hier bekomme ich für schlappe 35 EUR ein Zimmer mit WiFi (um dass ich ein wenig kämpfen muss) und meine fast vergessene Hausstauballergie schlägt nach langer Zeit mal wieder richtig zu.



Egal, ich konnte duschen, hatte Trinkwasser und 'ne Klobrille an meiner Toiletteschüssel, wie geil!?
Flo

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen